- Eridu
- Eridu,nach der keilschriftlichen Überlieferung Sumers die älteste Stadt Babyloniens, in Südmesopotamien, ursprünglich an einer Lagune des Persischen Golfes gelegen; der heute landeinwärts befindliche Ruinenhügel Tẹll Abu-Schahrein, Südirak, liegt 11 km südwestlich von Ur. Eridu galt als die Stadt des Enki (babylonisch Ea), der als Gott des unterirdischen Süßwasserozeans, der Weisheit sowie der Beschwörungs- und Heilkunst verehrt wurde. Bei einer Tiefgrabung (1948/49) nahe der Zikkurat wurden 19 Schichten festgestellt, wonach die Anfänge von Eridu in der Zeit der frühesten Besiedlung Mesopotamiens (6. Jahrtausend v. Chr.) liegen; die frühe Eridukeramik in Braun auf hellerem Grund mit kleinformatigen geometrischen Mustern herrscht bis einschließlich Schicht XV vor (5. Jahrtausend) und gibt der Eridukultur den Namen. Am Hauptheiligtum, das durch 16 Schichten verfolgt werden konnte, ist die Frühgeschichte babylonischen Tempelbaus abzulesen, deren Entwicklungslinie zur Nischenarchitektur und zur Zikkurat führte. In die späte Obeidzeit (Tell Obeid) Mitte bis Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. gehört ein großer Friedhof (u. a. Funde von Terrakottafigürchen). Zwei Paläste der frühdynastischen Zeit mit der frühesten bekannten »Audienzhalle« (etwa 2800 bis 2400 v. Chr.) und Baumaßnahmen an der Zikkurat um 2000 v. Chr. bezeugen die Bedeutung der Stadt noch bis zum Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr.; wegen Versandung wurde die Stadt aufgegeben, jedoch wurde die Zikkurat noch bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. erneuert. - In einem anderen Hügel nördlich vom Tell Abu-Schahrein wurde der am besten erhaltene Palast der frühdynastischen Zeit (um 2500 v. Chr.) gefunden.S. Lloyd: Die Archäologie Mesopotamiens (a. d. Engl., 1981);
Universal-Lexikon. 2012.